Nachtgang

[46] Lautlos am umbuschten Weiher

Wandelt durch das Gras die Nacht,

Hinter ihr, ein feuchter Schleier,

Heben sich die Nebel sacht.


Weite, weite stille Strecken

Mag sie wie im Fluge gehn.

Zwischen Felder, zwischen Hecken

Seh' ich ihren Schleier wehn.


Wälder, Gärten, Dorfgelände

Streift ihr leiser, steter Gang.

Nur am Friedhof ist's als stände

Sinnend sie sekundenlang.


Warf sie jene schwarze Rose

In des Todes still Geheg?

Taufeucht fand die heimatlose

Ich früh morgens dort im Weg.


Quelle:
Gustav Falke: Mynheer der Tod. Hamburg 1900, S. 46-47.
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