Späte Rosen

[36] Jahrelang sehnten wir uns,

Einen Garten unser zu nennen,

Darin eine kühle Laube steht

Und rote Rosen brennen.


Nun steht das Gärtchen im ersten Grün,

Die Laube in dichten Reben,

Und die erste Rose will

Uns all ihre Schönheit geben.


Wie sind nun deine Wangen so blaß,

Und so müde deine Hände.

Wenn ich nun aus den Rosen dir

Ein rotes Kränzlein bände


Und setzte es auf dein schwarzes Haar,

Wie sollt ich es ertragen,

Wenn unter den leuchtenden Rosen hervor

Zwei stille Augen klagen.


Quelle:
Gustav Falke: Ausgewählte Gedichte. Hamburg 1908, S. 36.
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