Das Acht und zwentzigst Capitel.
Wie sich ein sorglicher Streit zwischen den Nutelpauntznern, Krapffen unnd Käßfladenbecken von Lerne, eins theyls, und des Gargantua Landsässen anderstheyls hat begeben, darauß sich ein grosser Krieg thet erheben.

[283] Man fragt und disputirt nun lange zeit, waher doch der erste krieg sey entstanden: der gröste theil sagt von dem grossen Jäger und Thurnbaubeler Nimprot, des Chams Son, wie es auch der nam soll mit sich bringen, daß er erstlich andern das Brot nam, und ein Namrott an sich hing, die weit und preit nam, was sie ankam. Darumb er wol die namhafft Rut Rotrur, und das hoch Wildpret heißt: Aber von wem hats Nimrot oder Nimmerrat gehabt? Dann man weiß, daß sie auch vor der Sündfluß gekrieget haben: sonst het Cain seinen Bruder nit erschlagen, noch feste Stätt gebauet, oder sein Enckel Tupalkain, oder Toppelkeinnutz Wehr und Waffen erfunden. Derhalben muß es ein ander Häcklin haben, daran der Fisch behang. Ihr wüßt die ersten Menschen wonten inn hülen, da begab sich offt, daß die wilden Thier und Menschen wolten vor ungewitter, kält oder hitz inn eine Hül schlieffen, da wolt keins das ander einlassen, da gabs ein streit, der Mensch verbauet den eingang mit Bäumen, hinder diesem Pollwerck schützt er sich, das Thier verwart ihn, wann er außgieng seinen jungen Storcken essen zu holen, da kamen sie an einander, der Mensch schirmet mit eim angebrunnenen Baum mit dem Thier herumb: wann ers erlegt, macht er ihm und seinen Kindern Röck auß den Fellen: Oder sie stiessen bei den Bronnen zusamen, wie im Sandigen erdörrten Affrica, oder am Mör, da es wenig süß Wasser gibt, da macht sie zu beiden theyln der durst unsinnig, daß der Wasserdurst ward zum Blutdurst: hier auß gewonten sie des Kriegs: Darumb meynen etlich der Krieg sey darnach auch unter die Menschen erwachssen von wegen der Thierheut, damit sie sich auff Adamisch kleideten, wann einer ein köstlicher haut an hett als der ander: Als der, welcher ein Löenhaut umbhat, ließ sich feuchter geduncken als der in der[284] Schafhaut herein trat: die Bärenhaut, wann sie zu kurtz war, nam eim andern sein Geyßfell, damit er sein Haut damit verpremet: Der Hirschheuter meint ein Wolffshaut geb wermer, unnd nam eim andern sein Wolffshaut, also zog der stercker den schwechern auß: der Wolffheutig Cain (welcher ohn diß Mathesius beschreibt, den Lycaon gewesen sein) zog dem erschlagenen Abel sein Schafskleid auß: zuvor that jeder des Thiers Haut an, welchs er gefangen hat, hernach wer den Man fieng, hat auch sein Haut. Daher kompts, daß man sagt, mit eim herumb hauten, sein Haut darstrecken, jeder sorgt seiner Haut, den Hasen umb dz fell schaisen, sich seiner Haut wehrn, es juckt ihn die Haut, man muß sie ihm gerben, man muß ihm mit eim eychenen Flederwisch die Leuß abstrelen, man muß ihm hinders Leder wischen: Luditur de ipsius corio: Ein jeder Fuchß wart seins Balgs. Daher kompt auch Palgen, walgen, unnd Bellum, daß man den Fuchs umb den Palg und Fell jagt: darvon ist noch das spiel, umb den Barchat jagen, unnd Haar auff Haar.

Die Juristen mit ihren Feld dienstbarkeiten, meynen von wegen der Zäun seyen die ersten Palgereien angangen, daß einer dem andern zu weit einrucket, oder den Zaun zu hoch aufführt, als wolt er ihm den Lufft verbauen, oder ihm etwas daran lenet, oder ein stinckenden zweck neben setzt, oder eins andern Vih ihm durchprach, oder seins Nachbaurn Han ihm auff seine Heck saß, unnd ihm die Hennen verführt, darauß dann ein kammrotblutiger streit zwischen beider Bannherrn Hanen entstund, daß die Hanenfedern auff der Walstatt umbstoben, die darnach beiderseits Haußherrn einander zu leid auffsteckten (weil Hanenfedern groß krafft geben, demnach die Leuen die Hanen scheuen) da wolt dann ein jeder vom andern sein Hanenfeder wider holen: oder wolt wie die Schweitzer nicht leiden, daß er die feder fornen auff die stirn setzt, sonder ruckts ihm hin hindern: weil es sein Han nit vorwerts gewonnen. Daher soll das streitbar Volck Gallier unnd die Danen, das ist, die Hanen, Hunni, Hennegäu, Henneberg genant sein: Und vom Hanenkamm, wird noch der kampff genant: auch führt man noch auff den Beckelhauben den helmkam: unnd darumb sagt man: dann kamm streussen, eim abkämmen, einem den Kamm erlausen[285] und ersträlen etc. Daher kompt auch noch das knoblochhetzend Hanenkempffen. Unnd darumb sagt man, mit eim durch ein Zaun zannen, ein ursach vom Zaun brechen: und daher ist auch die gemeyn Kriegsregel, das es besser sey, sein Pferd an des Nachbaurn Zaun binden zugrasen, als des nechsten Gaul an seim Hag grasen lassen. Viel andere meynen er sey umb der Immen willen erstlich entsprungen, wann dieselben stiessen, und wie die Falcken in ein ander Land fuhlen: Oder des bronnenschöpffens halben, wann sie das Vieh tränckten, wie man wol an Lots unnd Abrahams Knechten erfahrn: Auch inn Indien sicht, da die Indier von den Beumen mit den Schlangen umbs Wasser kriegten. Oder daß einer, weil der ander die Eycheln unnd Nuß schwung, dieselben inn des tapffer in sich fraß: Oder das jenes Nachbaurn Wider oder Ochß dises Viech geschädigt oder todt gestossen hat. Oder des Feuers halben, daß einer dem andern ein Liecht anzuzünden versagt. Oder weil der Nachbauren Hund einander bissen.

Aber ich sag, daß die mit den Hanen am nechsten zum zweck schiessen, weil sie die Eyer gerochen haben, umb die am ersten der Krieg auff kam. Dann zur ersten Weltzeit, da man noch den Hafen auff den Tisch trug, wann einer ein ast vom baum gebogen hat, unnd ein Prett drüber that, so hat er schon ein Hauß, hat er dann ein Weib, ein Pflugknechtischen Ochssen unnd ein Wächterhund, so war nach Hesiodi meynung sein haußhaltung schon bestellt: fürnemlich wann er ein Stang oben durchzog, darauff der Han mit seinen Kebsweibern saß, und ein Storckennest oder Prutkörblin darbei auffricht, auff daß sie ihm die Eyer nicht auff den Kopff inns lang Haar legten. Bei tag aber mußt das Hünergeschlecht hinauß ins Feld sein nahrung zusuchen: da begab sichs dann, das etwann ein geile Henn inn ein überzäunig Gebiet stobert, und allda Eyer legt: Von notwegen mußt es da unter Nachbauren zanck geben, und letzlich ein streit erheben, mit guten Fäusten, Nägeln und Zänen, Haarzausen, Bartaußrauffen, stecken und hebelen mit hörnern beschlagen, darein dann die Weiber als flügelschützen mit schönen Wackensteinen zuwurffen, unnd mit herben schmechworten auffbliesen. Und solches meher zu bekräfftigen, secht ihr[286] doch an den Thieren, daß ihr erster streit von wegen der Eyer gewesen: Dann zerbricht, zerwirft oder frist nicht der Krannich seiner Kränchin zuleid seine eygene Eyer, das Wachtelmänlin seins Wachtelweiblins, der Pfo der Pföin, das Rephun der Rephennin, der Rapp der Krähin, nur umb Ehrgeitz des Kindergewalts? Oder, wie etlich meynen, deßhalben, weil man sagt unnd erfehrt, daß man vor der Kinder nötlichkeit, vergißt eins Manns allezeit, so doch billich der Kachelofen mehr gelten soll dann ein Kachel. Also frißt unnd verderbt nicht die Eul des Hähers unnd der Tauben Eyer? Der Kautz die Amselneyer, die Aumeysen des Kautzen eyer, das Rötele der Aumeysen eyer, die Fisch der Wasserhünlin eyer, der Huhu der Krehen, die Lerchen der Heuschrecken, die Krotten der Lerchen, die Immen der Meisen, der Habich des Reygers, die Schaben der Schwalmen, die Schwalmen der Storcken, der Specht des Grünlings, der Grünling des Spechts, der Guggauch der Spatzen unnd Graßmucken. Unnd also je eins dem andern auß neidigem trotz und Fraß, oder das ander geschlecht under zutrucken. Ja die Kinder nur auß mutwill die Nester, unnd die Hexen zum Zauberen die Widhopffen eyer. Und die Alchymisten, wie viel verderben sie Eyer mit ihrem Calcinieren? Aber es sind böß Bruthennen, sie lauffen gemeynlich bald von der Brut? Hat nicht der Roßkäfer dem Adler sein Eyer inn Jupiters Schoß zerstört? Darvon der Londisch Johan vom Ey groß Monadisch heimlichkeit den Keyser lehrt, als er beweißt, die Welt geh wie ein Ey umb: Ja Jupiter, damit er sein Stral Schilttragend Vogelgschlecht erhalt, schafft, das alsdann, wann der Adler übern Eiern sitzt, keine Schalkäfer umbfliegen: Warumb aber die Roßkäferisch Scherabeierisch art 30 eyerschalen so feind: das macht, weil sie verdreußt, daß sie auß Roßfeigen unnd keinen Eyern kommen: Nun so viel hat dannoch der vom Ey, auß den Grabakarabis Pillulariis ergarakrabelet, daß wir all auß eim Ey herkommen, weil die Welt ein Ey ist: das hat gelegt ein Adler, das ist die hoch, weit und schnellfliegend Hand des Jupiters, das ist das Chaos, das Cavum, das Chaovum, der offen Ofen, hauffen, Hafen, welches des Adlers Hitz Chaovirt, Fovirt, Feurofirt, Chaoquirt unnd Coquirt: Ja Jupiters krafft war distillirer inn dem [287] Vacuo Cavo Ovo, inn dem Ofen Hafen Ey: Der schoß war der Himmel: O ihr Alchymisten freuet euch, hie geht euer geheimnuß an. Diß schön Ey, hat zerstört die Sündflutisch Mistkäferey, da ein Mistkasten über die Wolcken inn den andern Elementen ist umbgefahren, der Dotter im Eyerklar. Merckt ihrs ihr Eyerbrütling, warumb ihr im Helm geboren werd, und warumb ihr weint, wann man euch dieselb Sturmhaub abziecht?

Und daß ich entschließ, kompt nicht der gefehrliche und unaußtregliche streit der Hochgebeinten und hochbekragten Krännich wider die Hochmütige, aber niderleibige Pygmäermännlin daher, daß die Trec kbatzige Zwerglin ihnen wider Landlich Gastrecht unnd Gastmäsig Landrecht die Eyer stürmen und zerstören? Und noch darzu sie mit ihrer eygenen Leibsfrucht den Eyeren bestreiten, inn dem sie ihre Eyer inn der Schlacht für Schlauderstein gebrauchen: das kein wunder wer, es entgieng den armen Krenchen, wann sie ihre Eyer vergiessen sehen, alle krafft zum widerstand, wie dem Jason, da er die stück sah von seim Kind, welche die Preckin Medea inn der flucht von sich warff, ihne ihm nachjagen zuhindern. Ja diese Eyerstürmerlin machen auch, wie Plinius schreibt, Häuser auß der Kränch eyern: da rahten zu, wie groß die Vögel oder die Leut sind. Ja ist nit der Troianisch krieg von eym Ey herkomen? Sintemal ja die Helena die eynig Krigspraut, mit ihren Zwen Prüdern Castor und Pollux auß eym Ey geschloffen: Hat nicht auch der Hercules lang mit des Königs Actors Sönen Euryt und Cteat deßhalben lang zustreiten, weil sie auß Sylberen Eyerschaln warn geschloffen: So werden sie heut gewiß auß Stählinen Nebelkappen schliefen. Seit einmal man der Krieg zu kaim end kan kommen. Und streit man nit das mehertheil umb die Hennen und Gauch Eyer? Es kompt doch noch daher, daß man umb die Eyer wettlauffet.

Derhalben secht ihr, wie gantz war sei, daß man sagt, auch von zerbrochenen krügen kön ein krieg werden: Ja von zerprochenen Eyerschalen: Und jener Landsknecht kont von wegen eyns Reifes mit seim gesellen uneins werden da er auff eyn stuck des Reiffs stund unnd sein Gesell auffs ander, und jeder sagt, er wer gantz sein, biß sie ihn mit klingen[288] theileten. Also hat es sich auch ein EyerKäßfladenkrieg eben zur selbigen zeit, als Gargantua zu Pariß studieret umb den Herbst inn seines Vatters Land geschickt, unnd derselb auß solcher ursach.

Umb die zeit, wan man die Nuß schwingt, hüteten des Grandgusiers underthan Bangart oder Bannwarter, unnd sonst die nächst umbligend Hirten derselbige gegene der weingärten und Reben, auff daß die Staren unnd sonst ihres geschlechts vögel nit die Trauben abfressen. So kamen eben damals die Wassernotelenbecken unnd Käßkrapffener von Lerne daher mit eim gantzen Hörzug Karren getrottelt unnd geschottelt, die zehen oder tausent last Nuteln, Baurenküchlein und Käsfladen in die Stat führen wolten. Die gedachte Bangart baten sie bescheidenlich ihnen nach gemeinem lauff des kauffes umb das gelt etlich Käßstrauben zukauffen zugeben: Dan ihr solt wissen, das es aus Merulæ Kockai erfarung, eyn recht Amprosisch und Männisch essen ist, frische Notelpauntzen zu den Trauben nüchtern einnemmen, fürnemlich zu den Hindischen Muscatellertrauben, Stockbören, Knusselen, und Spantrauben, wan eyner villicht verstopfft ist: Dann sie treibens von eym Knebelspieß lang vollkommen handvöllig, wie die Westerischische Ael: Ja offt wann sie dencken eyn Fürtzlein zulassen, so bescheissen sie sich gar, daher heissen sie die Herbstduncken und Herbstbescheisser.

Aber die stoltze Nutelpautzener wolten die guten Bangart gar nicht gewehren, sonder (das noch ärger ist) Hochmütigen sie noch darzu, und schalten sie Lumpenstecher, Lumpenwescher, Fröschzän, Ackermäuß: unnütze Betscheisser: Galgentropffen: Lausige Grindfessel: Plattläuß, Arßkratzer: Baurenflegel: Hundbengel: Galgenschwengel, Hafenscharrer: Hapelopin: schöne Arßbollen: Schliffel: Arßkappen: Plickschlaher: Plotzhäuser: bechfisel: grobe mistheintzen: Stulpenesel: Trollenknollen: Kolpenknospen: Tiltappen: Pluntzen: Gulime: Mußrappen: Tap ins Muß: Tötsch in Prei: Säutrüssel: Hundstäschen: Treckbangart: Treckhirten: unnd mit anderen meher dergleichen schmelichen ehrrürigen schmitzworten, unnd zunamen, sagten ihnen dabey, sie weren nicht werd solche edele Käßkuchen zufressen, es thuns ihnen noch wol ein Jar gepachen Filtzläuß, Plo Fürtz im Plättlin: geröst anspin[289] und Würten, Roßfeigen: Küfladen: Geißbonen: oder zum besten grob Westfalisch Kleien Prot, unnd Häbere Hecht.

Auff solchen unbil fieng einer under ihnen an, genant Forgier Schollentritt, ein ansehlicher erbarer Man unnd ein zimlicher Becherlerauß, und antwort ihnen gütlich. Seit wann sind euch die Hörner gewachssen, daß ihr also Bockstoltz seidt? Es gedenckt mir wol, das ihrs uns gern gaben, und jetzundt wolt ihr uns keine umbs gelt widerfaren lassen: Das ist nicht Nachbäurlich, unnd wir machens nicht also, wann ihr bey uns die gute Frucht ladet, davon ihr euwere Fladen, Krapfen und Nuteln machet: Aber bey dem gelbesten Kindstreck, es soll euch noch gerauwen, es ist nicht noch aller tag abend, es wird sich noch inn kurtzem schicken, daß ihr auch mit uns werd zuthun bekommen, so wöllen wir euch mit gleicher Müntz beschlagen, unnd da gedenckt dran. Da fieng Marcket Saur im Arß von Lerne, ein berümter Geiselschmicker under den Nutelbauren an, unnd sagt. Sihe, Hagenbutz, du machst dich disen morgen mechtig batzig, unnd bist sehr gelusterig, ich glaub du habst nächten Hirßbrei gessen: oder heut villeicht Kuttelfleck, das Maul stinckt dir jhe noch nach Treck. Komm her, komm her, ich will dir von meinem Semkuchen geben. Darauff tratt Schollentritt inn aller einfalt auff gut vertrauwen zu ihm, zog ein Treier oder zwen auß dem Kochersperger hütlin, meint er solt ihm seine Nudelküchlin hingegen herfür thun: aber er gab ihm mit der Geisel so ein feuchts umb die bein, daß die knöpff darinnen stunden: und flugs auff und will davon fliehen: Aber Schollentritt rüfft ketzer, jamer, Mordio, Schelmio, halten den Dieb, lieff in alle Macht hernach, traff ihn mit eim grossen Hebel, den er uff der Achssel trug, so gewiß, als hett er das Beihelschracken von den Böhmischen Holtzbauren gelernet: dann er traff ihn bey der Kronalhafftung des Haupts, auff die Crotaphickische Ader der rechten seit, so unseuberlich, daß Saur im Arß von der Merren herab bürtzelt, unnd mehr eim toden als eim lebenden gleich sahe. Under des lieffen die Taglöner, welche daselbs herumb Nuß schwungen, mit ihren langen Stangen, Nußschwingern und Nußbengeln herzu, schmissen so unbarmhertzig auff die arme Fladenbecken, als[290] ob sie noch wolten nuß schwingen, daß die arme Nutel nussen von den Pferden herab hagelten, unnd schrien unnd lieffen unnd schreien unnd lieffen als wolt ihn Gott nimmer gnädig sein.

Deßgleichen als inn der nähe die andere Bangart unnd Hirten, sampt den Bangartinen unnd Hirtinen, des Schollentritts geschrei gehört hatten, kamen sie wie die grunnende Säu herdsu getrollt mit ihren schludern unnd schlingen, jagten und triben die Schnudelbecken mit guten grossen Wackensteinen, so hagelweiß, daß ihnen die köpff saußten unnd die Lenden geschwunden, und nicht anders meinten, dann Sant Catharin regnet Knebelspieß vom Himmel herab. Letzlich worden sie so schön mit ihnen eins, unnd truckten ihnen den Nußkuchen also ein, daß sie aller ihrer notteln unnd Fladen mächtig worden: jedoch zalten sie es ihnen nach gemeinem gebräuchlichem anschlag, mit trei Rückkörben baumspint und hundert schönen Keiserspergischen außgeschossenen Rebstecken, auß dem Marckircherthal, sampt dem überblibenen Past. Nach disem hulffen die Fladenmäuler ihrem Haubtman Saurimars wider auff die Gur, weil er, wie gehört, ein schädliche wund empfangen hat: kehrten demnach trostmütig wider heim gehn Lerne, liessen den weg auff Gleichpareulheim ligen, träueten underwegen fast bey dem grossen und schwären Gott von Schaffhausen allen Kühhirten, Geißhirten, Bangarten, Raupen, Weingartnern unnd Taglönern daselbst umb Sewiler unnd Sinach herumb.

Nach vollendung dises alles, waren unsere Hirten unnd Bangart sampt ihren getreuwen Weibergehülffin mächtig wol zufriden, sassen zusammen unnd frassen zu beiden Händen die Wassernuteln und Käßküchlin zu den Wassersüchtigen Hündisch trauben so statlich, als ob es umb groß gelt bestellt wer: spotteten auch gesangsweiß durch ein Rebblat, mit abgestollener stimme der armen Fladengecken unnd Nudelnbecken, daß sie so übel angeloffen waren unnd mit einer guten hand zu morgen sich übel kreutzgesegnet hatten: auch die Meisterlosest under disen Bangartfräuwlin, welchs lang bey dem Pfarrer zu weitloch Kastenkaute gelebt hat, fieng so ein schön Meistersangerisch Liedlin inn der Jülgenweiß von diser Victori an zusingen, daß es ein lust zuhören[291] war, unnd es nicht unterlassen kan hieher zusetzen: wiewol es nicht wol steht, wann die Frauwen Meistergesang zu Hauß singen, dann es ist gewiß, wie jener gut Freund vom neuwen Hanenpropheten von Gugelkam reimet: Wann die Henn will kräyen oder Propheceien, so muß der Han oder schweigen oder O weh schreien. Das Meisterloß Fladensiglied aber laut also im Lilgenthon.


Allso, allso es uns gefällt.

Allso man recht begengnuß hält:

Dir O lieber Speckkuchenheld,

Dir Finckenritter, hie im Feld:

Du hast gern Kuchen ghölet,

So fressen wir mit haut unnd haar

Die Fladen unberopffet gar,

Die wir den Nudelnsudlern zwar

Jetz haben abgejagt mit gfar.

Welchs die Hudler sehr quelet.

Sih Saur im Arß

Wie saur erfarst

Das ander Arß

Auch haben haar darinnen,

Und kaum mögen den Bangartsweibern entrinnen,

Drumb dancken wir wie obgemelt

Dir O lieber Speckkuchenheld,

Der du ankamst sehr hart

Dein Muter auff der fart

Da sie Speckkuchen schelet:

Ja schelet, quelet, hölet.


Daß aber der gut Schollentritt nicht allein im schaden leg, wescheten unnd salbeten sie ihm die Füß so fein sauberlich, mit Höndisch Traubenbören, daß er als bald heil ward. Dann wer sich umb ein Lebkuchen pfeffern laßt, ist billich daß man ihm ein Weinachtfladen schenckt.

Quelle:
Johann Fischart: Geschichtklitterung (Gargantua). Düsseldorf 1963, S. 283-292.
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