Dreizehntes Kapitel.

Der Glückliche.

[28] Der Baron eilte zur Oberstin, Sie erröthete, als er hereintrat. Beide schwiegen, beide waren verlegen, denn sie liebten.

Meine Gnädige! sagte der Baron, und seine Stimme zitterte.

Sie wollen mich fragen, wie ich geschlafen habe? fiel sie lebhaft ein. Ich habe viel geträumt! Sehr viel!

Möchten Sie auch von meiner Verzeihung geträumt haben! fuhr er fort, und küßte ihre Hand.

Gewiß! sagte sie mit Anmuth. Ich hoffe auch von Ihrer Beständigkeit. – Ihre Wangen glühten, und Ihre schönen Augen senkten sich zärtlich auf ihn nieder.

Himmlische angebetete Freundin! rief der Baron mit Begeisterung, warf sich zu ihren Füßen, und bedeckte ihre Knie mit seinen Küssen.[28]

Stehen Sie auf, lieber Solting! sagte sie zärtlich und schalkhaft zugleich: wenn Sie der Graf sähe!

Hätte er ein Recht, darüber zu zürnen? fragte der Baron wehmüthig, und drückte ihre Hand mit Inbrunst an sein Herz.

Sie lächelte. – Tranquillisez vous! sagte sie: seine Prätensionen werden sich nie mit meinen Empfindungen vereinigen. – Ach, ich bin wieder glücklich; rief der Baron, und wagte, sie zu umarmen. Sanft und bescheiden schien sie sich abzuwenden, aber ihre Lippen verstanden ihr Herz, und begegneten den seinigen.

Mit holder Vertraulichkeit sprachen sie nunmehr über ihre Verhältnisse. Jedes Geheimniß wurde entdeckt, jedes Räthsel gelost. Der Baron erfuhr die Bewerbung des Grafen, und erzählte alles, was wir bereits wissen. Beide Theile erklärten sich ihre bisherigen Schritte; beide entdeckten sich ihre Rollen, und beide beschlossen, die andern zu täuschen.

Fahren Sie fort, die Gräfin zu lieben! sagte die Oberstin lächelnd: dafür will ich dem Grafen meine ganze Zärtlichkeit schenken. Mais, fuhr sie fort, foyez sur de moi, et je compterai sur vous même.

Der Baron umarmte sie, und seine feurigsten[29] Küsse waren die heiligsten Schwüre, die ein zärtliches Weib wünschen konnte.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 28-30.
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