6. Palinode

[401] Ich bin tot; mein Tod, der lebt,

und ich leb' in meinem Tode.

Mein Tod, der ist Palinode,

die mir so zuwider strebt.

Und sie, meine Palinode,

lebt und ist doch auch im Tode.


O da süße Tochter du

der auch süßen Pierinnen,

du Bezwingerin der Sinnen,

die sich gönnen keiner Ruh',

Phöbus hat dir das gegeben,

daß du Tote bringst ins Leben!


Musik, edler Götter Gast,

gieb ihr Leben, doch ihr Leben!

So wird sie mir wieder geben

was du ihr geschenket hast.

Diß, was ihr ist und auch meine,

bleibt doch, Göttin, allzeit deine.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 401.
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