XLII.


Die tödtliche Erschreckung.

[407] Daß dem Satan nicht Unrecht geschicht / wenn man ihn so wol einen Schrecken-Geist / als einen Mord-Geist nennet / ist / aus tausendfältiger Begebenheit /Welt-kündig / und beydes zugleich / durch diese nachgesetzte Geschichte unserer Zeit / bewehrt /womit er nicht[407] allein einen Schrecken-Geist / sondern auch benebenst einen Mord-Geist sich erwiesen; indem er diejenige / so für seinem Gauckelwerck erschrecken / durch Schrecken ums Leben gebracht.

Eine gar ehrliche und erbare Frau war / vor etlichen Jahren / von einer schweren Kranckheit / kaum aufgestanden / doch annoch / mit einem wieder aufgebrochenem Fistel-Schaden am Arm molestirt / und hatte /nach vollzogener Hochzeit / kaum zwo oder drey Wochen sich ein wenig besser befunden; als bey der Nacht / in der Nachbarschafft / eine Music gehört ward. Wie nun den jungen Frauen so wol / als Jungfrauen / Gesang und Säiten-Spiel die Ohren kitzelt: also ist auch diese junge Frau deßwegen vom Bette aufgestanden / und hat das Fenster aufgemacht / um deß vernommenen Lust-Schalls / mit besserer Aufmerckung / zu geniessen. Worauf aber alsofort / von dem Dach / etwas Schwartzes vor ihren Augen und Füssen / niderzufallen schien.

Darüber erschrickt sie so gewaltiglich / daß sie /mit Zittern / und Zähnklappen / sich zu ihrem Mann wieder ins Bette gelegt / und alsobald / über einen Fieber-Frost / geklagt.

Früh morgens wird vor-gerühmter Doctor, Gottfried Winckler / geholt: Welcher ihr ein mit Bezoar vermischtes Schweiß-Trüncklein eingiebt / und hernach einige Hertz-stärckende Mittel vorschreibt.

Nichts destoweniger erschaurete sie nochmals / im Bette / durch und durch / schloß auch den Mund so fest zu / daß man ihr denselben / mit keiner Spatel (oder Wund-Eisen) kunnte öffnen. Endlich[408] kam dazu das Fraischlein (die fallende oder böse Kranckheit: welche ihr / nach einem und andren Anfall / mit höchster Betrübniß ihres Ehemanns / den Garaus gemacht.1

Fußnoten

1 Observat. 32. Anni VI. Ephemeridum Germanic. p. 65.


Quelle:
Francisci, Erasmus: Der Höllische Proteus, oder Tausendkünstige Versteller [...]. Nürnberg 1690, S. 407-409.
Lizenz:
Kategorien: