Pergolese

[14] Endlich ist das Werk vollendet,

Und der fromme Meister sendet

Seinen Dank zu Gottes Thron;[14]

Da erbraust in prächt'gen Wogen

Durch des Domes stolze Bogen

Schon Gesang und Orgelton:


Stabat mater dolorosa

Iuxta crucem lacrimosa,

Dum pendebat filius,

Cuius animam gementem,

Contristatam ac dolentem

Pertransivit gladius.


Und der Gottesmutter Schmerzen

Rühren mächtig aller Herzen,

Wie die Orgel tiefer schwillt;

Doch in schönen Himmelstönen

Muß sich selbst die Qual versöhnen,

Und der Wehmut Träne quillt.


Quis est homo, qui non fleret,

Christi matrem si videret

In tanto supplicio;

Quis non posset contristari,

Piam matrem contemplari

Dolentem cum filio!


Frommer Schauer, heil'ges Bangen

Hält des Meisters Seel' umfangen,

Todesahnung ernst und mild;

Doch in gläubigem Vertrauen

Sehn wir zum Altar ihn schauen

Auf der Jungfrau Gnadenbild.[15]


Virgo virginum praeclara,

Mihi iam non sis amara,

Fac me tecum plangere,

Fac, ut portem Christi mortem,

Passionis fac consortem

Et plagas recolere!


Horch! Da tönen Seraphslieder

In den Chor der Frommen nieder,

Wunder ahnend lauscht das Ohr;

Erdwärts steigen sel'ge Geister,

Tragen himmelan den Meister,

Und das Lied rauscht mit empor:


Fac me cruce custodiri,

Morte Christi praemuniri,

Confoveri gratia;

Quando corpus morietur,

Fac, ut animae donetur

Paradisi gloria.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1918, S. 14-16.
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