[Ihr hallen prahlend in reichem gewande]

[90] Ihr hallen prahlend in reichem gewande

Wisst nicht was unter dem fuss euch ruht –

Den meister lockt nicht die landschaft am strande

Wie jene blendend im schoosse der flut.


Die häuser und höfe wie er sie ersonnen

Und unter den tritten der wesen beschworen

Ohne beispiel die hügel die bronnen

Und grotten in strahlendem rausche geboren.[90]


Die einen blinken in ewigen wintern ·

Jene von hundertfarbigen erzen

Aus denen juwelen als tropfen sintern

Und flimmern und glimmen vor währenden kerzen.


Die ströme die in den höheren stollen

Wie scharlach granat und rubinen sprühten

Verfärben sich blässer im niederrollen

Und fliessen von nun ab wie rosenblüten.


Auf seeen tiefgrün in häfen verloren

Schaukeln die ruderentbehrenden nachen ·

Sie wissen auch in die wellen zu bohren

Bei armige riffe und gähnende drachen.


Der schöpfung wo er nur geweckt und verwaltet

Erhabene neuheit ihn manchmal erfreut ·

Wo ausser dem seinen kein wille schaltet

Und wo er dem licht und dem wetter gebeut.

Quelle:
Stefan George: Hymnen, Pilgerfahrten, Algabal. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 2, Berlin 1928, S. 90-91.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 2: Hymnen. Pilgerfahrten. Algabal.
Hymnen: Pilgerfahrten ; Algabal (German Edition)