Eiferige Lobes vermahnung

[5] Ach lobe / lobe / lob' / ohn unterlaß und ziel /

den / den zu loben du / O meine Seel / gebohren!

zu diesen Engel-werk bist du von Gott erkohren /

daß du ihm dienen solst im wunderpreisungs spiel.

Das kleine scherflein ihm von jenem Weib gefiel:

dein' einfalt klinget wol in seinen Demut-Ohren.

Er geht sanfftmütig um mit den zubrochnen Rohren.

Wie schwach und bebend' auch / beliebt ihm doch dein kiel.

Rühm / weil du Othem hast; dieweil du ihn entfangen /

allein zu diesem ziel. deß Lebens unwehrt ist /

aus dessen Mund so viel nicht Lob / als lufft gegangen.

Weil du der Gottes Güt ein wunderspiegel bist /

so laß den Strahl zu ruck in deine Sonn gelangen.

weil du dazu / so sey es auch von dir / erkiest!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 5-6.
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