Auf eben dieselbige

[25] Wie der Heiden Redner blum / Cicero / in seinem hoffen

in den Seelverzuckten Freuden von der unaufhörlichkeit

sich so süß' und sanfft vertieffte / daß er wünschet allezeit

in so hoher Herzenslust / auch betrogen / seyn ersoffen:

So ist mir der Himmels safft sanfft in Sinn und Seel geloffen

von den Allbewegungs Händen / hoch verhoffend' hingeleit /

wolt' auch / daß sein süsses flüssen sich ergöß' in mir so weit /

daß dem Erden-Einfluß' ich blieb zu keinem Tropffen offen.

Spiele nur / mein lieber Himmel / nach gefasstem Raht mit mir.

laß ja keine Irrdischkeit jrren mich an deiner Güte.

Du weist doch / mein Edler Herrscher / daß mein Haubt-und Erzbegier

einig / dich zu ehren / zielt. Mir nur mein Gemüt behüte /

daß kein' Erden Qual zersprenge / meines Glaubens Glas / im Lufft:

laß' ihn steif im Feur bestehen / ob die Noht schon knallt und pufft.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 25-26.
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