Auf meine / auf Gottes Gnad gerichtete /unabläßliche Hoffnung

[36] Ich stehe Felsen- fest in meinem hohen hoffen.

Die wellen prellen ab / an meinem steinern Haubt.

So ist dem Meere-Heer / zu stürmen nicht erlaubt.

ihm schadt es nicht / ob schon die unglück Ström es troffen.

sind manche Glückes Schiff auch neben bey geloffen:

den rechten / keine Noht / den freuden Anfurt raubt;

das / was sonst keinem ist / ist müglich dem / der glaubt.

die innerst Gottes Krafft steht seiner Würkung offen.

die ganze Menschlichkeit / (nur Christus ausgeschlossen)

nichts ungeendtes kan / als mit des Glaubenskrafft /

begreiffen; nur durch ihn / wird Göttliches genossen.

Er saugt aus Gottes Herz der Gnaden süssen Safft:

gefolgt doch' ziehend nicht / weil er ganz überflossen.

der Glaub kommt nie zu hoch in sein lieb-Eigenschafft.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 36-37.
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Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
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