Herz-aufmunterung / in grosser Trübsal

[44] Scheint die Hoffnung aus zuseyn / ist uns Herz und Muht entfallen /

kan Vernunfft kein Mittel finden / zeigt unmüglichkeit sich an /

ists mit aller Menschen Weißheit und vermögen schon gethan;

Ach so last mit seufz-und fleh'n eifrig uns gen Himmel wallen.

Dann ist seine Helfferstund / wann wir bloß von andrem allen;

und die jrdisch-Hülff-Verzweifflung / ist der Wunder-Ehrenplan

nie vermeinter Freuden Stege / Göttlich urtheilt man alsdann.

Gottes Allmacht macht allein Erd-unmüglichkeit erschallen.

Schwache Geister / lasset euch diese Nebelwolk nit schrecken

schaut / nicht auf Feind / Meer / und Felsen / nur auf Gottes Allgewalt.

Er kan tausend Wunderweg zum erwünschten Ziel erwecken.

Die Erlösung hat sich eher / als die Noht / in ihn gestaltt.

lasset den Allwürkenden nur in allen Sachen machen:

Wann die ganze Welt-Nacht schläfft / pflegt erst seine Güt zuwachen!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 44-45.
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