Uber mein unaufhörliches Unglück

[50] Ach ungerechtes Glück! hast du denn schon vergessen

dein alte Wankel-Art und steten unbestand /

daß du mich also quälst mit unermüdter Hand?

ist denn der wechsel aus / der dich so lang besessen?

wilst du mein Herzen Blut durch thränen außher pressen.

du lösest nur der freud' / und nicht des Elends / band.

ach leider Ich versink in diesem Jammer strand.

es ist die Vnglücks Flut zu tieff / und nicht zu messen.

Ich siehe keine Hülf und Rettung aus der Noht

vor mir das Meer / die Berg' aufseiten / ruckwerts Feinde.

wann seine wunder-Macht mir nicht erzeigt mein Gott /

so ists mit mir geschehn; doch / hab' ich den zum Freunde /

es geh' auch wie es woll / so bin ich schon vergnügt.

Ein dapfers Herz auch wol im grösten Vnglück siegt.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 50-51.
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