Uber mein unablässliches verlangen und hoffen

[69] Ach unnachlässlichkeit / Gesellschafft meines Herzen!

auf jrdisch hast verknüpft / den sonst so freyen Geist:

viel eh er aus dem Leib / als deinen banden / reist;

leidt unerleidbarkeit / verschmerzet alle schmerzen.

Ja / die Welt-änderung ist Ihm ein bloßes scherzen:

Wann Atlas / der sein Ziel / der Donner schon zerschmeist /

das schicksel neue Berg' auf ebner Rennbahn weist:

noch brinnet ewig hell die hohe Hoffnung-Kerzen.

Du Erden-Ewigkeit / du starke Engel Tugend /

Ach allbesiegende unüberwindlichkeit!

du weisest deine Krafft in meiner zarten Jugend.

Mir wird dadurch mein wunsch / dir Ehr durch mich / bereit.

Fahr' / Edle Freundin / fort! wann Höll und Welt zerspringen:

so soll uns unser sach / ob Gott will / doch gelingen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 69-70.
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