Auf die über-Natürliche Meer-Wandelung des Herrn

[127] Was ists / daß ohne Müh der HERR im Meer so gehet?

weicht dann das nasse Glas / die schnelle Welle / nicht?

Nein! sie ist Demant-hart / zu tragen den verpflicht /

der samt der Erd sie trägt / so lang die Welt bestehet.

Wie daß kein Wirbelwind herwehend' ihn ümdrehet!

Er macht den Wind geschwind verschwinden / wann Er spricht;

ein Wort; ihm alsobald sein rasends blasen bricht.

Ist doch sein Mund der Grund / draus erstlich Er gewehet!

welch' eine Tieffe / seht / jetzt auff der Tieffe schwebt!

die unerschaffliche / auff dieser die erschaffen /

die zuverschlingen auch / die erste / schon anhebt:

weil ihre Macht / sie macht vor ihrer gänzlich schlaffen.

Es ist das ganze Meer ein Tröpflein seiner Witz:

wie leicht vertrocknet es der Gottheit heller Blitz.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 127-128.
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