Auf deßen schwereste Creutztragung

[144] Der / so den Himmel sonst / doch ohne Schmerzen / träget;

der nur den Sternen winkt / so thun sie was Er schafft:

ist mit dem schweren Joch der Dienstbarkeit behafft.

daß unerträglich' Ihm zutragen Gott aufleget.

Die Schuld der ganzen Welt Er auf den Schultern heget /

Ach itzt erscheinet recht der hohen Gottheit Krafft:

die ist in Mattigkeit / der Menschheit Lebens Safft:

und menschlich Fähigkeit / die so zu leiden pfleget.

Ach Er hat auch mein Creutz mit seinem hier gefasst.

was Gottes Leib berührt / das pfleget Er zu weyhen:

wie kan doch immer seyn so süsse Last verhasst!

was von dem Segen-brunn her fließet / muß gedeyen.

Er trägt nit nur sein Creutz / auch mich mit samt dem meinen.

aus dem Erkäntnuß-baum / kan Gottes Lieb' er erscheinen!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 144-145.
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