Das Erste:

Vatter vergib' Ihnen / sie wissen nicht / was sie thun

[153] Vergib' O Vatter / das / was sie an mir verbringen.

die That ist böß': iedoch mein mild-vergoßnes Blue

ist für die bösen / ja für die Vergiesser / gut.

Ich laß' es auch für die / so mich verwunden springen;

das Leben soll' in ihm der Tödter-Tod verschlingen.

Es ist der ganzen Welt ein Liebes-Feuer Glut:

und wunderreichst zugleich ein Sünde-Tilgungs-Flut:

mit jedem Tröpflein / auch Vergebungen ausdringen.

Reut sie das übel nur / so ist es schon gebüst:

mein Gnadenherz sich bloß mit Reu und Demut weidet.

Ich will / daß diese Schaar meins Blutes Krafft geniesst:

auf daß / aus unwehrts-furcht / man ie sein Heil nit meidet.

wer ist unwehrter doch / als die mich selbst verwund?

noch mach ich / wann sie nur mir trauen / auch gesund.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 153.
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