Das erste:

die Sonn-Finsterniß

[162] Weil die Seel-und Engel-Sonne / aller Himmel Klarheit Liecht /

der selb-selbste Gottheit-Glanz / sich mit einer Wolk bedecket:

ist es billich / daß sich auch mein betrübter Schein verstecket.

Wer wolt / wann Gott selber leidet / sich doch hoch betrüben nicht?

der ist unwehrt meiner Strahlen / der Ihn unbetrübt ansicht.

Eine neue Gnaden-Sonn diese Dunkelangst / erwecket;

vor derselben Hitz und Blitz meine Brunst und Gunst nicht klecket.

keine nebelluft noch Wolke ihr beglänzen unterbricht.

Ach ich kan ja einmal nicht meine Vrquell sterben sehen /

daß der Edle Mund verseuffzet / der da sprach mein werden aus.

ich wähl / vor des Liechtes-Liechts / eh mein eignes / untergehen.

Ach ihr blinde Menschen / sehet eurer Sünden Greuel-Grauß /

daß ihr' Höllen-Laster-Schwärz' auch den Gottdurchklärten dunkelt.

Aus der äussern eußrers Noht / eur' Erlösungs-Sonne funkelt.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 162.
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Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
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