Lob-und Wunder-Gedanken

[197] Du Dreygeeinter Gott / du Selbstheit alles guten /

du Allerforschende Haubt-Vnerforschlichkeit /

gewest und bleibender vor-in-und nach der Zeit!

Ich schreib itzund von dir / durch deines Geists Anmuten.

Des Lebens Lebens-Safft / der Weißheit helle Fluten /

von dir / dem Vrsprung-Brunn sich haben ausgebreit

durch Röhrlein des Verstands / in uns sich eingeleit /

dein Käntnuß ausgewürkt / wie auch des Creutzes Ruten.

weil du dich in dem Creuz Herz-herrlich lässest sehn /

so will ich daß dein Liecht nur mög' in mir aufgehn.

erwählen es: erwegt / daß Edler dein Einfliessen

in Seel-versüsster Freud / als aller Welt geniessen;

ein Allheits-Strahl ist mehr / als dieses ganze Nichts.

Du Sonnen-Brunn gewähr mich deines Weißheit-Liechts.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 197-198.
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