Auf die endlich-alles-überwindende Tugend

[217] Wann Vnglück noch so offt sich an die Tugend machte /

So richtet es nichts aus / ja wird von ihr besiegt.

Von Phöbus Helden-Hand / die Schlange todt da ligt.

Der dapfre Cadmus auch / den Drachen steiff umbrachte.

Auch Perseus sich nicht lang auf seinen Sieg bedachte:

Des Göldnen Gartens-Wacht auch bald den Garaus kriegt.

Bald / auf der Riesen Trutz / ein Pfeil und Keil herfliegt.

Alcidens Hydren-Sieg vor alles hier betrachte.

Was Göttlich ist / wie sie / leidt kein Vertilglichkeit.

Ihr muß der Widerstand zu letzt gewonnen geben.

Richt sie auf Erden nichts / so kan sie sich erheben

zu ihrem obern Zweck / an dem sie allzeit Freud

in allen Stürmen hat. Er gibt ihr solch Vergnügen /

von dem das minste nur / das eusserliche Siegen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 217-218.
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