Gott-lobende Frülings-Lust

[234] Die Lieblichst Musik ist / wann Zeit' und Freud einstimmen /

wann Herz und Lufft zugleich / still / klar und heiter seyn /

wann man zugleich empfind der Sonn' und Wonne Schein /

wann die Gedanken mit dem Schwalben Wolk-an klimmen /

und mit dem Sternen-Glanz / die Andachts-Funken glimmen.

Dann flicht sich Lorbeer-Lob in alle Saiten ein /

und herrscht der Herzen Heer in seinem Thron allein /

und ist der Tugend Flug erschwungen ihn zu rühmen.

Ich brauche mich der Zeit / O Ewigs Wunder wol /

du Herz-vertheilte Lieb' und eingeherzte Flammen!

Ach unerschöpfte Quell / vollkommen doch beysammen!

ich fühl und will wol viel / kan doch nicht / wie ich sol /

dich preißen: Ach verleih solch überschwänklich Krafft

zu loben / als du mir liest fliessen Freuden-Safft!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 234-235.
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