Wunsch-Gedanken / in Anschauung des Gestirnten Himmels

[246] Du schöne Sternen Stadt! wann werd ich dich bewohnen?

wann wird / zwar unverdient / Saturnus unter mir

und meinen Füssen stehn / mit seiner Kinder Zier?

wann werd' ich frölichst seyn / dort bey dem Chor der Thronen /

geziert mit Klarheit-Pracht und Gottes Strahlen Kronen /

die ich schon glaubend sih / und gwiß verhoffe hier?

du andern schröckliche / mir aber süsse Thür /

du Himmels-Portner / Tod / darffst meiner nicht verschonen:

gar gern verzeih' ich dir dein tödten / das belebt.

nur feige Herzen sich vor dir erschrocken zeigen.

Wann Himmels-Herzheit herrscht / muß Furcht und Blödheit schweigen.

Kein Fahr noch sterben acht / wer nach was hohes strebt.

Ein weiches Blätlein nur / kein fester Felse / bebt.

Tod! dein vernichten / muß zu Engels-Art erzweigen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 246-247.
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