29. Ketten-oder Ringel-Reimen

[389] Müssen wir schon hier viel leiden: Gottes Gnad kan alls versüssen.

streben nach den Himmels-Freuden / ist gerüster Christen Leben:

achten weder Hitz noch Blitz / herzhafft zu dem Höchsten trachten;

bringet es schon Trübsal- Hitz / letzlich doch mit Palm umringet.

Lasset den beleibten Schatten / diese Welt: den Himmel fasset.

Fliehet / euch mit dem zu gatten / was verderben nach sich ziehet.

weiset / daß ein edles Herz seine Stärk' im Vnglück preiset /

glänzet in den grösten Schmerz / in der Pein den Schein ergänzet.[389]

Alle Welt / mag wüten / toben: wann uns nur des Geistes Strahle

giebet einen Glanz von oben; und das untre nicht betrübet.

Streitet mit dem Laster-Hauff; dapffern Siegern ist bereitet

Ehre nach vollendtem Lauff / die kein Vnglück mehr verstöhre.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 389-390.
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