503. Herzog Friedrich und Leopold von Österreich

[475] Da König Friedrich in der Gewalt Ludwig des Bayern gefangen lag auf einer Feste, genannt Trausnitz1, kam ein wohlgelehrter Mann ein zu Herzog Leopold von Östreich (des Gefangenen Bruder) und sprach: »Ich will Gut nehmen und den Teufel beschwören und zwingen, daß er muß Euern Bruder, König Friedrich, aus der Gefängnis her zu Euch bringen.« Also gingen die zwei, Herzog Leopold und der Meister, in die Kammer; da trieb der Meister seine Kunst, und kam der Teufel zu ihnen in eines Pilgrims Weise und ward geheißen, daß er König Friedrich brächte ohn allen Schaden. Der Teufel antwortete, er wolle das wohl tun, wo ihm der König folgen würde. Also fuhr der Teufel weg, kam zu Friedrich nach Trausnitz und sprach: »Sitze her auf mich, so will ich dich bringen ohne Schaden zu deinem Bruder.« Der König sagte: »Wer bist du?« Der Teufel versetzte und sprach: »Frage nicht danach; willst du aus der Gefängnis kommen, so tue, das ich dich heiße.« Da ward dem Könige und denen, die sein hüteten, grauen und machten Kreuze vor sich. Da verschwand der Teufel.[475]

Danach tät Herzog Leopold dem König Ludwig also weh mit Kriege, daß er mußte König Friedrich aus dem Gefängnis lassen. Doch mußte er schwören und verbürgen, König Ludwig fürder nicht zu irren an dem Reiche.

Fußnoten

1 Als der Gefangene hineingeführt wurde und diesen Namen aussprechen hörte, rief er aus: »Jawohl, Trausnicht (Druwesnit), ich habe sein je nicht getraut, daß ich so sollte dareingebracht worden sein.«


Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 475-476.
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