7. De Pukerstock

[181] He harr en Handstock mit en Reem, en Wittdorn ut de Heck,

In jede Dorn en Puker slan un nerrn en mischen Peek.


Int Uhrgehüs' dar weer sin Stell bi Eek un spansche Rohr.

Denn meldt de Stock – denn mutt he los, wit œwer Heid un Moor.[182]


Denn ward he bleek un likenblaß, sin Moder weent un będt,

Doch ob se będt un ob se weent, he hett keen bliben Stęd.


He nimt den Stock ut Uhrgehüs', is witt un likenblaß,

He nimt sin Hot un seggt keen Wort un wannert los in Hast.


Un ob he jüs sin Middag eet, un eet sin Albendbrot,

Un ob he sleep en Dodenslap: dat röppt em ut den Dod.


Denn steit he op bi düstre Nacht un grabbelt inne Klock,

Un wannert fort in Snee un Storm, alleen, mit Hot un Stock.


Sin Moder liggt int Bett un weent, doch vœr dat Morgenbeer

Is he torügg so likenbleek, as keem he ut de Eer.


Denn itt he ni, denn drinkt he ni, un liggt as dot un slöppt,

Un arbeidt still de Węken lank, bet em dat wedder röppt.


Un wenn dat röppt, so mutt he fort, un hett ni Ruh noch Rau,

Un kumt eerst jedesmal torügg jüs mit dat Morgengrau.


Wohin he geit? he seggt ni na, un seggt ni wat he süht,

Doch markt he jeden Likentog, al ehr de Klocken lüdt.


Se seggt, sobald de letzte Maan vœr irgend Een begünnt,

So mutt he los op milenwit un söken bet he't finnt,


Un sehn int Finster, sehn en Lik in Dodenhemd un Sark,

De nu noch mit sin Kinner lacht vellich gesund un stark.


He pickt ant Finster: een! twee! dree! kikt œwer de Luken weg:

Al menni Hart un Spinnrad stock, de em dar kiken seeg.[183]


Al menni Hart versett den Slag, wennt an de Luken klopp,

Wul een! twee! dree! un œwerhin keek as en Dodenkopp.


Denn is he weg! Doch seggt se noch, em kumt de Tog to-möt,

Un he mutt œwer Alle hin, hoch œwer Köpp un Höd,


Hoch œwer Kopp un Schullern weg un baben œwert Sark,

Denn mutt he stan un sehn na bet an de neegste Kark.


Un hett keen Ruh un hett keen Rau, bet nös de Klocken lüdt,

Un he tum tweten mal den Tog in Flor un Mantel süht. –


Int Uhrgehüs' dar stunn de Stock mank Eek un spansche Rohr,

Un wenn he mell, so muss he fort, wit œwer Heid un Moor.


He stek em in en depe Gröv, he smeet em in en Bęk,

He keem to Hus – do weer he doch int Uhrgehüs' in Eck.


He brok em twei, he hau em kleen in luter Grus un Mus,

Doch jümmer weer he wedder dar in Eck int Klockenhus.


He brenn em op, so weer he dar, wegsmęten – weer he da,

He leet em in en Weerthshus stan – do broch de Weerth em na. – –


Do keem enmal en Mann int Hus, weer jüs op Wihnachtsabnd,

De keem un hal de Pukerstock – un is ni wedder kamn.

Quelle:
Klaus Groth: Quickborn. Volksleben in plattdeutschen Gedichten, Berlin 1968, S. 181-184.
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