42.
An Eugenien

[57] Gleich als ein wanders mann'/ im fall die trübe nacht

Mitt dicker fünsternus lufft erdt vndt see verdecket

Irt trawrig hin vnd her/ vnd mitt vill furcht erschrecket'

Weis nirgendts wo er geht; siht nimmer was er macht:

Nicht anders ists mit mir. doch wen der mond' auffwacht

Vndt seiner stralen kertz' im wolcken-haus anstecket

Bald findt er weg vnd raht/ so wirdt mein Geist erwecket:

Wen jhr mich ewrer gunst vndt schreiben würdig acht.

Last ja den leit-stern fest wol ed'le Jungfraw stehen.

Last ja dis schöne licht mir nimmer vntergehen:

Das licht/ drin redlikeit vnd tugend sich ergetzt.

Wehrt bin ich nicht das jhr mir was ich wil gewehret

Doch wärmbt der Sonnen glantz was frost vnd schnee verheeret.

Wie niedrig bis auch ligt wie hoch sie wirdt geschätzt.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 57.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sonette
Frühe Sonette (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)