75. Das Grab des Remus bei Rheinsberg.125

[89] Nahe bei der Stadt Rheinsberg befindet sich auf dem bei derselben gelegenen See eine Insel. Als man einst hier beschäftigt war, tiefe Gräben zu machen, grub man dabei verschiedene Menschenknochen von ungewöhnlicher Größe aus und entdeckte zugleich ein altes Grab, das aus zwei Steinen bestand, davon einer etwas kleiner, der andere aber etwas größer und von[89] Marmor war, drei Viertel Ellen lang, eine halbe Elle breit und eine Viertel Elle dick. Auf der einen Seite sind sechs Vögel zu sehen gewesen, so ohne Zweifel die sechs Habichte bedeuteten, welche sich dem Remus auf dem Berge Abentinus zuerst zeigten, obwohl Romulus hernach auf dem Palatinischen Berge ihrer zwölf erblickte. Auf der andern Seite befand sich eine Inschrift, welche aber vom Alter sehr angegriffen und nicht genau lesbar war, darum sollte die Stadt nicht Rheinsberg, sondern Remsberg, auch der Fluß eigentlich Rehm, Remus, und nur verderbt Rhein oder Rhin heißen. Remus hat auch leicht nach Teutschland gehen können, weil die Tuscier, so zu den Zeiten in Italien das Meiste vermochten, wahrhafte Teutsche, Tuiscones gewesen.

125

Nach Beckmann, Th. II. S. 49 etc., wo auch (S. 429 und 430) die Abbildung.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 89-90.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band