172. Die Papenkühle bei Bellingen.231

[155] Bei dem Dorfe Bellingen unweit Tangermünde liegt ein großer Sumpf, das Kaisermoor genannt. Eine Stelle desselben, über welche ein Fußpfad führt, heißt die Papenkühle. Dieser Name ist aber auf folgende Weise entstanden. Es lebte vor Zeiten in dieser Gegend ein katholischer Priester, der das Laster des Trunkes an sich hatte. Der Himmel hatte ihn oft gewarnt, aber es war vergebens bei ihm gewesen. Als er nun eines Tages wieder betrunken über den Fußsteig ging, war ihm dieser nicht breit genug, wie solches bei Betrunkenen zu geschehen pflegt. Der Pfaffe in seinem trunkenen Uebermuthe fing darauf an mit dem Stege zu zanken, und rief: warte, ich will dich wohl breiter kriegen. Er hatte aber kaum diese Worte gesprochen und dabei seine Brille fester auf die Nase gesetzt, als er herunterfiel und in dem Sumpfe seinen Tod fand. Seitdem heißt diese Gegend die Papenkühle.

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Nach Pohlmann und Stöpel, Geschichte von Tangermünde S. 345.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 155.
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