244. Der Wehrwolf zu Hindenburg.309

[214] In dem Dorfe Hindenburg in der Altmark ist einmal ein Mann gewesen, der hat sich in einen Wehrwolf verwandeln können. Er hatte einen Streifen Leder aus einer Wolfshaut gehabt, an der noch die Haare waren. Sobald er sich diesen um den Leib band, war er in einen Wolf verwandelt. Er hatte dann eine außerordentliche Stärke, so daß er oft ganz allein ein Fuder Heu zog oder einen ganzen Ochsen ins Maul nahm und forttrug. Er hatte in diesem Zustand auch ganz und gar die Natur eines Wolfes, denn er würgte das Vieh und fraß auch die Menschen. Einer seiner Nachbarn ward einmal von ihm verfolgt und konnte ihm nur mit genauer Noth entgehen; allein seine Frau verschonte er, wenn er auch noch so wüthend war, denn diese kannte einen Zauberspruch, wodurch er gebannt wurde und den er ihr selbst gelehrt hatte. Sie schnallte ihm dann den Streifen wieder ab und nun war er wieder ein vernünftiger Mensch.

309

Nach Temme S. 56.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 214-215.
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