343. Gott helf!412

[302] Als einst ein Mann bei Nacht an der Kirche, die auf dem Neumarkt zu Halle steht, vorüberging, saß eine Frau in weißen Kleidern auf der Kirchhofsmauer und nieste. »Gott helf!« sprach der Mann, doch sie dankte nicht, sondern nieste gleich noch einmal. Und er rief wieder: »Gott helf!« Sie aber nieste zum dritten Male. Da wurde der Mann ärgerlich und sagte: »Wenn Dir Gott nicht helfen will, so helfe Dir der Teufel!« Und nun fing die Frau zu klagen an und sprach: »Hättest Du zum dritten Male ›Gott helf‹ gesagt, so wäre ich erlöst worden; doch nun muß ich wieder hundert Jahre warten, ehe mich Jemand erlösen kann.«

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Nach Em. Sommer, Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen, Halle 1846. Th. I. S. 23.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 302-303.
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