365. Der Ursprung des Schamperbachs und der Kinderwiese bei Merseburg.449

[325] Bei Radewell nicht weit von der Stadt Merseburg liegt das Dorf Burg, dort soll in uralter Zeit in den Kriegen der Hermunduren mit den Catten ein Feldlager und eine Schanze gewesen sein, wohin nachmals ein Dorf gebaut worden ist. Dort haben vor diesem die Edelleute vom Geschlecht der Kinder gewohnt, die sich dann in der Folge in dem Stift Merseburg ausgebreitet haben. Von ihnen hat die Wiese jenseits Skope, so die Kinderwiese heißt, den Namen, darum, daß sie vordem den Edelleuten aus dem Geschlecht der Kinder gehört hat.

Es befand sich auch hier der sogenannte Schamper- oder Schandbarbach, welcher oberhalb und in dem Dorfe Laufen seinen Ursprung nimmt und in einem Graben an den Wiesen über die Leipziger Straße herunter nach Klein-Miltitz fließt. Den Namen hat er daher, weil in den Leipziger Messen an dessen Brücke öfter allerlei Bettlervolk unter den daranstehenden Erlen und Weiden liegt und gemeiniglich ein unzüchtig schandbar Leben führt.

449

Nach Vulpius, Megalurgia Martisburgica, Quedlinburg und Aschersleben 1700 in 4. S. 8 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 325.
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