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396. Das Kreuz mit dem Reiter und der Jungfrau zu Erfurt.482

[342] Im Jahre 1388 entführte ein Reiter, der zu Rembde am Hofe bei dem Grafen von Gleichen diente, eine Jungfrau, die er liebte, aus dem Hofstaate der Gräfin und setzte sie hinter sich auf's Pferd und kam mit ihr Abends zehn Uhr vor das Löber Thor in Erfurt. Weil er aber nicht eingelassen ward, so ritt er vor's Siechenhaus, wo die Aussätzigen wohnten. Dort ward er aufgenommen, er band das Pferd an einen Zaun und ging mit seiner Liebsten in die Stube. Die Siechen aber, als sie sahen, daß dieses Weib sehr schön war, erwürgten den Reiter und schändeten nachher die Jungfrau zu Tode und scharrten beide ein. Es jagten aber etliche von Rembde des folgenden Tags dem Reiter nach, kamen nach Erfurt und fragten am Thor nach Beiden. Der Thorwärter antwortete, es sei wohl einer gekommen, aber allzuspät, und darum sei er nicht eingelassen worden. Hierauf ritten sie vor's Siechenhaus, fragten gleichfalls nach, wurden aber abgewiesen und sagten, sie hätten Niemanden gesehen. Indem diese noch mit ihnen redeten, fing das Pferd vor Hunger an zu schreien, weil es noch am Zaune angebunden war. Als die Verfolger dies hörten und das Pferd sahen, drangen sie in's Haus und ließen keinen heraus. Sie schickten auch alsobald an den Magistrat in die Stadt, welcher auch Einige abordnete, so die Siechen examiniren mußten, wobei die böse That alsbald entdeckt ward. Darauf ließen die Reiter den erschlagenen Reiter nebst seiner Liebsten bei St. Thomas[342] begraben, das Siechenhaus aber mit Holz belegen und es nebst den Siechen, welche an dieser gottlosen That schuld waren, mit Feuer verbrennen und an dessen Stelle ein Kreuz aufrichten, an dessen einer Seite ein Reiter, auf der andern aber eine knieende Jungfrau zu sehen war.