461. Die Wahrzeichen von Wittenberg.

[394] Man hat von der Stadt Wittenberg zwei Reime, nämlich:


1.

Wer von Wittenberg kommt mit gefundem Leib, Von Leipzig und Tübingen ohne Weib,

Von Jena und Helmstädt ungeschlagen,

Der kann von großem Glücke sagen.


und


2.

Komm zu Wittenberg in's Thor, So begegnet Dir ein Schwein, Student oder Hur.


Als Wahrzeichen der Stadt Wittenberg betrachtete man früher ein an der Marienkirche an der Seite gegen Mittag an dem obersten Rande der Mauer gleich unter dem Dache angebrachtes Spottbild, eine in Stein gehauene Sau, an deren Zitzen einige Juden gleich ihren Ferkeln saugen. Ein Rabbiner hebt das Bein und den Schwanz des Thieres in die Höhe, als wenn er etwas genau betrachten wolle. Oben darüber steht die Inschrift: »Rabini Schemhamphoras«. Bekanntlich hat Luther in seinen Schriften mehrmals diese Figur erwähnt. Ein anderes Wahrzeichen ist eine Tafel in der Schloßkirche, worauf die Länge Christi, wie er im Grabe gelegen, angegeben ist; dieses Maaß paßt aber Keinem, der es an sich probirt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 394.
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