657. Die Liegenbuche von Thorla.771

[617] Die wohlbeleibte Aebtissin des ehemaligen Klosters bei Abbenrode bat einst einen in ihrem Kloster einkehrenden Herzog von Braunschweig oder Bischof von Halberstadt um einen Holzfleck für ihr armes Kloster, damit die geistlichen Jungfrauen im großen Remter nicht, wie bisher, gar zu sehr im Winter frieren müßten. »Würdige Mutter!« sprach der edle Herr, »Eure Bitte sei Euch gewährt! So viel Ihr in einem Gange ohne auszuruhen zu umschreiten vermögt, soll von diesem Forst Euerem Kloster geschenkt sein!« Fröhlich machte die corpulente Matrone sich ungesäumt auf den Weg, aber nachdem sie – denn es war ein heißer Tag – unter Aechzen und Stöhnen eine halbe Stunde gewandert, war sie in Schweiß aufgelöst, der Athem ging ihr aus und ohnmächtig sank sie unter einer Buche nieder. »Dor lag se«, hieß von dem Tage an die Stelle, und die Buche, wo sie lag, die Legen- (Liegen-) Buche.

771

S. Sagen aus der Vorzeit des Harzes S. 409.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 617.
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