715. Der Haidemann.831

[683] In den Haiden im Münsterlande geht an stürmischen Abenden ein Mann umher, welcher gewaltig groß ist, einen weiten Mantel um hat und eiserne Schnallen auf seinen Schuhen trägt. Wenn er nach Sonnenuntergang bei stürmischem Wetter ein Mädchen über die Haide kommen sieht, so[683] geht er mit gewaltigen Schritten auf sie los, nimmt sie unter seinen Mantel und indem er sich immer fester an sie schmiegt, bringt er sie, ohne ein Wort zu sagen, über die Haide. Ehe er sie aber gehen läßt, drückt er ihr ganz sanft und innig einen Kuß auf den Mund; das arme Mädchen geht sodann erschrocken nach Hause und ist am andern Morgen todt.

831

S. Münsterische Geschichten S. 188.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 683-684.
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