731. Die Domherrnuhr zu Paderborn.848

[691] Im linken Seitenschiffe des Doms zu Paderborn befindet sich eine kleine Schlaguhr, welche immer um eine Viertelstunde früher geht als die große Thurmuhr. Damit geht es so zu. In frühern Zeiten traf es sich oft, daß die adeligen Domherren in Paderborn gleiche Posten in Hildesheim bekleideten. Wohnten diese Herren nun in Paderborn, so hatten sie alle Jahre nur einmal an einem gewissen Tage nach Hildesheim zu reisen, dort dem Hochamte im Dome beizuwohnen und dann ihren Gehalt als Domherren von Hildesheim einzustreichen. Kamen sie aber nicht zu rechter Zeit, so war der Gehalt für das Jahr verfallen. Einer von diesen reisete auch in dieser Absicht nach Hildesheim, kam aber trotz aller Eile erst dort an, als die Messe bereits angefangen war. Wie er wieder nach Paderborn zurückkam, war sein erstes, daß er eine Schlaguhr verfertigen und im Dome aufstellen ließ, welche immer eine Viertelstunde zu früh gehen mußte. Darnach richtete er sich fortan mit seiner Abreise und so kam er nie wieder zu spät. Das ist die noch jetzt im Dome vorhandene Uhr.

848

S. Seiler S. 37.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 691.
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