782. Der Knüppelhund.904

[732] In vielen Orten an der Ruhr und auch in manchen andern Gegenden Westphalens läßt sich des Nachts ein großer Hund sehen, den man wegen eines großen Knüppels, den er am Halse trägt, den Knüppelrüen (Knüppelhund) nennt. Der Hund thut jedoch Niemandem etwas zu Leide, so lange man ihn in Ruhe läßt. Auch in der Stadt Schwerte ist ein solcher, der von Abends 10 Uhr bis zur Morgendämmerung durch alle Straßen läuft. Einst waren in der Mähestrecke mehrere Leute in einem Hause des Nachts am Dreschen, als sie draußen vor der Thüre etwas rascheln hörten, als wenn der Knüppelhund langsam vorbeikäme. Einer von den Dreschern, der sich darauf verließ, daß die untere Scheunenthür verschlossen war, rief durch das Schlüsselloch: »Knüppelhund, wo willst Du hin?« Aber da wurde das Thier wüthend und sträubte seine Haare empor und machte sich größer und[732] wuchs so schnell in die Höhe, daß es beinahe in demselbigen Augenblicke seine Vorderfüße oben auf die Scheunenthüre legte. Als nun Alle voll Angst davonliefen und auf eine Kammer oben im Hause flüchteten, da ward das Thier noch größer und legte auch seine Füße in das Kammerfenster hinein und schaute mit glühenden Augen durch die Scheiben. Als es aber die Angst der Leute sah, that es Niemandem etwas, sondern ging nach einer Weile ruhig wieder fort.

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S. Stahl S. 121.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 732-733.
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