125. Die Nonne vom Kloster Macheren.

[145] (S. Simrock S. 377. Anders erzählt von Bechstein, Deutsches Sagenbuch S. 90 und bei Merck, Moselsagen S. 144 etc.)


Wenn man die reizende Markung von Horchheim zurückgelegt hat, und die ersten Häuser von Lahnstein vor sich erblickt, ist noch ein Bächlein zu überschreiten. An dem verwitterten Heiligenstock, den das Bächlein begrenzt, geht in heiligen Nächten und auch wohl in den Zeiten der Lahnsteiner Kirmeß eine Nonne auf und ab; sie ist reich gekleidet und ernst, doch mild, denn sie betet mehrentheils aus einem Buche, das sie geöffnet vor sich trägt. Schon Manchen hat sie erschreckt, obgleich sie Keinen belästigt und sogar grüßt, aber wenn sie sich zeigt, so geht es den Bach hinauf in die Schlucht, toll zu; da hört man Gekreisch und wilde Lust, wüste Lieder und dazwischen die süßen Töne des Salve Regina, dann und wann rollt auch ein feuriges Rad dem Bache zu. In dieser Schlucht soll einst das Kloster Macheren gestanden haben.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 145.
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