145. Der heilige Brunnen zu Schweich.

[160] (S. Merck S. 175.)


Ungefähr 200 Schritte von dem Dorfe Schweich entfernt, da wo der Wald anhebt, liegt einsam und verlassen ein Heiligenhäuschen und unweit davon quillt aus dem Schooße der Erde der sogenannte heilige Born. Im Jahr 1602 war ein von Ausschlag beladener Mann zur Herbstzeit an dem Brunnen, als dieser fast ganz mit Blättern überdeckt war. Der Mann steckte von ohngefähr seine heftig schmerzenden Hände unter dieselben, um Kühlung in dem Quellwasser zu suchen. Als nun die Hände trocken wurden, fühlte er Linderung seiner Schmerzen, wiederholte das Waschen und ward wunderbarer Weise geheilt. Nun ward ein großes Geschrei über die Heilkraft dieses Quells und Reich und Arm eilte dorthin, um sich curiren zu lassen. Allein dadurch ward auch dem Betrug Thor und Thüre geöffnet und so ließ der Trierer Stadtrath das Wasser des Quells durch Chemiker untersuchen, und da sich herausstellte, daß dasselbe keine besondern Eigenschaften hatte, so ward der Brunnen bald wieder verlassen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 160.
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