276. Der Teufelsgraben.

[305] (S. Bechstein, deutsches Sagenbuch S. 543.)


Nahe bei Rappersdorf, zwischen Strehlen und Wansen in Schlesien, ist ein tiefer Graben, der sich nach dem Krühn-Wasser zieht, das dort in die Ohlau fällt, dieser wird der Teufelsgraben genannt. Ein Bauer, dessen Felder allzuoft von Wasserüberschwemmung litten, indem das Wasser allzulange stehen blieb, stand eines Abends rathlos und verzweifelnd auf seiner Gemarkung und wußte seines Leidens keinen Rath. Da trat im Dämmerlicht ein dunkelgekleideter Fremder zu ihm und fragte: »Was seufzest Du? Du seufzest über das allzuviele Wasser, und Andere wären froh, hätten sie Deinen Ueberfluß. Ueberlaß mir sieben Deiner Knechte und ich will mit ihrer Hilfe Dir das Wasser ableiten, ehe der Tag graut. Das war der Bauer zufrieden, er gebot alsbald sieben Knechten auf zu sein und dem Fremden dienstbar, und der wählte sich solche sieben aus, die ihm nicht unbekannt waren, die ärgsten Flucher, die schlimmsten Spieler, die größten Schlemmer. Sie aber murrten und wollten, weil es Nacht war, nicht arbeiten.« Da sagte der Bauer: »Wollt Ihr nicht gehorchen, so gehet zum Teufel!« Da gingen sie, am andern Morgen aber war der Graben fertig, groß und breit und lang, und die Felder waren wasserfrei. Aber die Arbeiter kehrten nicht wieder heim, bis Köchendorf und Bankau fand man ihre zerstückten Glieder auf den Felsen. Sie waren zum Teufel gegangen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 305.
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