309. Der Läusebrunnen bei Moys.

[367] (Görlitzer Wegweiser 1832 S. 786.)


Am Fußsteige von Görlitz nach dem Dorfe Moys liegt der Läusebrunnen. Früher standen dort einige sehr alte und große Eichen. In ihrem Schatten ließ der ermüdete Wanderbursch sich gern nieder, ehe er in die Stadt einzog, um vorher sich zu reinigen und zu säubern. Davon blieben denn nicht selten lebendige Spuren im Grase zurück, wie die, welche sich später darin niederließen, durch merkbare Angriffe auf ihr Fleisch und Blut in Erfahrung brachten. Daher der Verruf des Brunnens. Andere erklären jedoch diese Nachsage für Verleumdung und behaupten, er sei von einem Vorwerksbesitzer mit Namen Lausnitzer angelegt worden, habe demnach ursprünglich Lausnitzer Brunnen geheißen, was später von den alle Namen verunstaltenden Görlitzern in Läusebrunnen verwandelt worden sei. Wie dem auch sei, genug, er heißt noch heut zu Tage Läusebrunnen, obwohl man weder in, noch um ihn herum eine Laus auffinden kann, vielmehr das Wasser ganz klar und seine Umgebung rein ist.

Früher stand am Läusebrunnen ein steinernes Kreuz zur Erinnerung daran, daß dort ein Bader aus Görlitz einen Schönfärber, seinen Mitbürger, auf dem Rückwege von der Moyser Schänke im Streite um ein Glas Bier mit einem Reifhammer erschlagen. Haßner's Chronik nennt den Mörder[367] Christ. Bayer und den Ermordeten Hieron. Taser und giebt das Jahr der That 1682 an. Nach Scultetus war es 1583, der Mörder hieß Beer und der Gemordete Taßdorf. Beide wohnten in der Neißgasse. Der Mörder floh nach Rothenburg und fand dort Schutz.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 367-368.
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