353. Die Buschmännchen zu Königshain.

[401] (Nach Haupt Bd. I. S. 40.)


In den Königshainer Bergen wohnten ehedem die sogenannten Buschmännchen, in Gestalt, Sprache und Kleidung ganz den Menschen ähnlich, nur viel kleiner und winziger. Ganz so waren ihre Kinder, ihr Vieh und ihr Hausgeräthe, Alles wie bei den Menschen, aber hundert Mal kleiner. Es waren kleine freundliche Leutchen, die Niemandem etwas zu Leide thaten, im Gegentheil den Menschen wohl thaten. Nach irdischer Speise waren sie sehr begierig, wer ihnen die gab, dem schenkten sie ganze Hände voll Laub dafür, und das Laub verwandelte sich dann in glänzende Thaler.

Leider waren sie aber sehr zart gebaut und als die Glocken eingeführt wurden, konnten sie den Schall nicht vertragen, kamen seltner und immer seltner und blieben endlich ganz weg. Zuletzt waren nur noch zwei übrig, die im letzten Hause am Ende des Dorfes wohnten, sich aber auch nur selten sehen ließen. Einst erschien das eine Männchen wehklagend und weinend und schrie: »Hipelpipel ist gestorben, Hipelpipel ist gestorben!« Hierauf ist er verschwunden und niemals wieder gekommen. Wahrscheinlich hat er mit dem sonderbaren Namen sein Weibchen gemeint.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 401.
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