373. Die Windmühlen bei Stettin.

[432] (S. Temme S. 184.)


An der sogenannten klingenden Becke bei Stettin liegen sieben Windmühlen, die der Rath von Stettin vor alten Zeiten hat bauen lassen. Als sie fertig waren, sind die Rathsherren zu ihnen hinausgefahren um sie zu besehen und ihnen Namen zu geben. Bei der ersten sagten sie: »Eine muß doch Malz mahlen«, denn sie dachten zuerst an das gute Bier und sie nannten sie Malzmühle. Die zweite hatte wenig Wasser, da sprachen sie: »Sie ist für die Küken« und nannten sie Kükenmühle. Bei der dritten hörten sie einen Kuckuck schreien und nannten sie Kuckucksmühle. Auf einer vierten empfing die Wirthin sie unfreundlich, da nannten sie dieselbe Sursacksmühle. Auf der fünften dagegen wurden sie freundlich und aufmunternd aufgenommen, d.h. motgeberisch (muthgebend) und darum nannten sie sie Motgebermühle. Bei der sechsten wollten die Räder gar nicht stille stehen, da sprachen sie: das ist die Klappermühle. Die letzte endlich, welche am höchsten am Berge lag, nannten sie die Obermühle. Alle diese Namen führen aber die Mühlen noch.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 432.
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