415. Pferdemahrt.

[457] In Usedom lebte einmal ein Wirth, der hatte ein Pferd, das war immer tüchtig und gut im Stande gewesen, aber auf einmal wurde es mager und nahm ab, und so gut es auch gefüttert wurde, wollte es doch nicht wieder aufkommen. Das kam ihm doch ganz wunderbar vor und er sann hin und her, woher es wohl kommen möchte, konnte es aber nicht herausbringen und ließ endlich einen klugen Mann herbeiholen, daß er ihm riethe. Der kam alsbald, besah das Pferd und sagte, er wolle bald helfen. Darauf blieb er über Nacht dort, und mitten in derselben ging er in den Stall, verstopfte ein an der Thüre befindliches Astloch, holte dann den Wirth und sie traten nun hinein. Da sah denn dieser zu seiner großen Verwunderung eine Frau aus seiner Bekanntschaft auf dem Pferde sitzen und so viel sie sich auch mühte, konnte sie doch nicht herabsteigen. Das war der Pferdemahrt, der so gefangen war. Da bat sie denn hoch und theuer, sie doch diesmal nur noch frei zu lassen, und das that man auch, aber sie mußte vorher versprechen, nie wieder zu kommen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 457-458.
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