431. Das fluchende Weib zu Demmin.

[465] (S. Micrälius Bd. I. S. 274. Kantzow, Pomerania Th. I. S. 445. W.K. Stolle, Beschr. u. Geschichte d. ehemal. Hansestadt Demmin. Greifswald 1772 in 4. S. 645. 715.)


Es wohnte im Jahre 1407 hier zu Demmin ein Edelmann, Namens von Kaland (oder Kahlden). Dieser hat wie andere Bürger gehandelt, gebraut und gemalzt. Derselbe hatte aber eine sehr böse und jähzornige Frau, diese hat an einem Sonntage ihrem Mädchen geheißen, Feuer unter die Darre zu machen. Nun hat aber diese gern in die Kirche gehen wollen, weil das Gesinde sonst nicht wohl in die Kirche kömmt, damit sie das Evangelium nicht versäume. Sie ging also in die Kirche, weil sie glaubte, daß nach geendigtem Gottesdienste immer noch Zeit genug wäre. So wie sie aber wieder zu Hause kommt, ist ihre Frau furchtbar zornig, flucht und tobt und sagt zu ihr, sie solle in tausend Teufel Namen Feuer anmachen. Das Dienstmädchen gehorcht auch und macht Feuer an. Kaum ist sie aber davongegangen, so brennt auf einmal das ganze Haus, das Feuer ergreift die nebenan stehenden Häuser, bis die halbe Stadt abgebrannt ist, ehe man nur den Brand löschen kann. Die Bürger aber waren so erbittert, daß sie den von Kaland aufsuchten, ihn mit seiner Frau ins Feuer zu werfen und auch zu verbrennen. Zu seinem Glück war er aber nebst seine Frau bereits entwichen. So nahm man das Dienstmädchen, peinigte sie und wollte heraus haben, ob sie nicht das Feuer verwahrloset habe. Sie blieb aber dabei, daß sie unschuldig sei, sie habe nach dem Feuer gesehen, es müsse die Rache Gottes sein.

Eine spätere Feuersbrunst (28. Juli 1656) soll eine Hexe, mit ihrem Manne, der Paul Albrecht hieß, verursacht haben.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 465.
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