440. Die Klosterruine zu Eldena.

[470] (Nach Temme S. 237.)


Ehemals stand ein Kloster zu Eldena bei Greifswald, welches sehr reich war. Dasselbe ist aber schon längst zerstört und nur noch wenige Ruinen sind von seiner Kirche übrig, die man aber von weit aus sehen kann. In der Tiefe seiner unterirdischen Gewölbe sollen aber viele Schätze verborgen liegen, namentlich soll ein finsterer Gang in ein großes Gemach führen, in welchem sich ein Tisch befindet, neben dem eine große schwarze Kutsche steht, welche von einem großen schwarzen Pudel bewacht wird. Vor ohngefähr hundert Jahren kamen zwei Kapuziner von Rom nach Eldena, welche den dasigen Landreiter nach einer verborgenen Thüre fragten, welche angeblich in das alte Gemäuer unter der Ruine führen sollte. Derselbe wußte natürlich nichts davon, gab ihnen aber seinen Knecht als Führer mit, damit sie sie selbst suchen könnten. Sie schienen die Räumlichkeiten jedoch genau zu kennen, bezeichneten dem Knechte auch eine Stelle, wo er den Schutt wegräumen solle, und es fand sich richtig eine Thüre. Als die Kapuziner dieselbe berührten, that sie sich von selbst auf und diese traten nun mit dem Knechte hinein, sie kamen in mehrere Zimmer, wo gar nichts war, dann aber in eins, wo mehrere Leute mit Schreiben beschäftigt zu sein schienen, mit diesen sprachen die Kapuziner Vieles heimlich und dann gingen sie wieder hinaus. Als aber der Knecht wieder auf der Oberwelt war, da erfuhr er, daß er ohne es zu merken, drei Jahre abwesend gewesen war und man ihn bereits für todt gehalten hatte.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 470.
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