469. Der Chimmeke in Loitz.

[496] (S. Micrälius, Altes Pommerland Bd. I. S. 268. Kantzow Th. I. S. 333.)


Auf den Pommerschen Schlössern gab es ehedem viele Kobolde, die man Chimmeke nannte, aber wenn man sie nicht beleidigte, im ganzen Niemandem etwas zu Leide thaten. Ein solcher Chimmeke war auch auf dem Schlosse zu Loitz. Man setzte ihm Abends eine Schüssel mit Milch hin und diese verspeiste er über Nacht. Als aber um das Jahr 1370 die Mecklenburger das Schloß inne hatten, so war ein übermüthiger Küchenjunge mit darin, der die dem Kobold hingesetzte Milch selbst austrank und auch noch darüber spottete, daß derselbe um seine Milch kam. Das verdroß denselben sehr und als der Küchenjunge am andern Morgen, ehe der Koch aufgestanden war, in die Küche kam um Feuer anzumachen, da ergriff ihn der Chimmeke, riß ihn in Stücken und steckte dieselben in den großen Grapen (Topf), der mit heißem Wasser auf dem Feuer stand. Danach kam der Koch und wollte Fleisch in den Grapen stecken, der Chimmeke aber war auch da und sagte zu ihm, das sei gar nicht nöthig, das Fleisch sei schon gar, er solle es nur anrichten und auftragen, und als der Koch in den Topf sah, fand er darin die Hände und Füße des Küchenjungen. Der Kobold ist seit der Zeit aus dem Schlosse weggezogen und hat sich niemals wieder darin sehen lassen, der Topf aber ist zum ewigen Angedenken dort aufbewahrt und lange Jahre gezeigt worden.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 496.
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