541. Die Hexe Stasy zu Königsberg.

[543] (S. Hennenberger S. 183 [mit Abbildung der Mißgeburt.])


Im Jahre 1570 am 15. März hat sich's zu Königsberg im Altstädtischen Gericht zugetragen, daß ein Weib mit Namen Stasy, welche um Weydeley (Zauberei) willen in das Gefängniß gesetzt worden ist, nach langer Verhaftung eine schreckliche Mißgeburt, an der alles verkehrt war, zur Welt gebracht. Dieselbe hatte es mit dem Satan gehalten und wie sie vermeint, dies Kind mit ihm gezeugt. Er ist in sichtlicher Gestalt wie ein feiner langer Gesell mit zerschnittenen Hosen und Wamms, unter dem Namen Junker Jacob zu ihr gekommen, so der Diener, der sie bewachte, gesehen hat. Als er wieder weg wollte, hat sie gefragt: »Junker Jacob, wann wollt Ihr wiederkommen?« und er hat es ihr gesagt. Als sie gefragt ward, wie sich der Satan gegen sie verhalten habe, hat sie geantwortet: »Wie ihr voriger Mann, nur daß dieser warm, jener eiskalt gewesen.« Diese Stasy ist aber hernach den 5. Mai des 70. Jahres hinter dem Steindamme auf der Palme verbrannt worden und hat ihr ihr Buhle nichts helfen können.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 543.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band