582. Wie der Teufel kein weißes Pferd leiden wollte.

[566] (S. Hennenberger S. 137.)


Es wohnte vor langen Jahren zu Geilgarben, was auf Deutsch Weissenberg heißt, ein edler Preuße, Namens Drogo, der mit dem deutschen Orden sehr gut stand, wie es aber bei den Leuten seines Volkes Gewohnheit ist, wollte er weder ein weißes Roß reiten, noch ein solches auf seinen Gütern leiden, denn sie pflegten dieselben entweder ihren Göttern zu opfern, oder wo sie dies nicht thaten, brachten sie sie wenigstens um. Nun wollte ihm dies Bruder Dietrich Vogt von Samland ausreden, kam also zu ihm auf einem weißen Pferde geritten, Drogo aber schwieg dazu, ob es ihm gleich nicht gefiel. Am Morgen fand man jedoch das weiße Pferd todt. Drogo schenkte dem Vogt sofort ein anderes Pferd und bat ihn, wenn er wieder zu ihm komme, kein weißes Pferd mitzubringen, denn seine allmächtigen Götter könnten dasselbe nicht leiden. Der Vogt kam aber gleichwohl auch ein zweites Mal auf einem weißen Pferde an und es geschah ihm wie zuvor. Er kam aber auch noch ein drittes Mal, ließ jedoch das weiße Pferd diesmal über Nacht gesattelt stehen und ein Crucifix am Sattel desselben hängen und am Morgen fand man das Pferd frisch und gesund. Als sich nun aber Drogo verwunderte, wie seine allmächtigen Götter das Pferd nicht hätten umbringen können, da belehrte ihn der Vogt, daß er einen weit stärkeren Gott habe, denn, obwohl nur sein Bild an dem Pferde gehangen, hätten doch seine Götter ihm nichts anhaben können. Diesen Gott wollte nun aber Drogo auch gern kennen lernen, deshalb gab ihm der Vogt einen Mann, der ihn den Christenglauben lehrte, und dadurch ward jener ein Christ. Der Schloßberg ist noch im Dorfe zu sehen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 566.
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