638. Böser Scherz aus Buhlschaft.

[602] (S. Hennenberger S. 273.)


Unter dem Hochmeister Conrad von Erlingshausen hatte ein großer Hofjunker lange um eine edle Jungfrau, so sehr schön, aber arm war, aus dem Geschlecht Banthlaw, gebuhlt, sie hatte ihn aber stets abgewiesen. Einstmals kommt er an einem Freitage, findet sie in einem Topf, den sie zwischen den Beinen hatte, Senf reibend. Da schrie er: »Ach Jammer, ich habe Euch so lange gedient und doch nicht das erlangen können, was diesem Topf zu Theil wird.« Sie fragt, »was ihm denn damit geholfen wäre?« er sagt, »es hätte ihm nie eine größere Wohlthat widerfahren können!« Da sagt sie: »Und ich wäre das wohl zufrieden, daß Ihr ein Topf wäret und zu Zeiten zwischen meinen Beinen!« Da sagt er: »So mein liebes Fräulein, was wolltet Ihr mir denn thun?« Sie antwortete: »Ich wollte Euch wohl thun und über die Mauern werfen!« Da saßen aber an einem Tische viele junge Edelleute, welche über diese Antwort heftig lachten. Dies verdroß den Schloßjunker so sehr, daß er das Schwert zog und der Jungfrau den Kopf abhieb, daß er in den Senftopf fiel. Da sprangen die jungen preußischen Edelleute auf und hieben ihn in Stücken. Das kommt aufs Schloß, die Diener liefen hinab, und es entstand ein solcher Lärm, daß ihrer 21 todt blieben und nach diesem mußten die Preußen viel Noth von dem Hofe erleiden.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 602.
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